Akupunktur
Akupunktur

Die Akupunktur ist ein Haupttherapieverfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin und gehört zu den ältesten Therapiemethoden überhaupt. Unter allen TCM-Verfahren ist die Akupunktur heute in der westlichen Welt wohl am weitesten verbreitet.

Hintergrund
Die TCM geht davon aus, dass der menschliche Organismus in seiner Gesamtheit von Leitbahnen (Meridianen) durchzogen ist, durch welche die Lebensenergie Qi als Basis allen Lebens fließt. Es existieren verschiedene Qi-Arten, beispielsweise das vorgeburtliche Ursprungs-Qi, das die inneren Organe und den Bewegungsapparat versorgende Nahrungs-Qi und das Atmungs-Qi.

Yin und Yang
Die beiden Prinzipien Yin und Yang sind auch im Qi enthalten, die Hauptmeridiane werden entsprechend in Yin- und Yang-Meridiane unterschieden. Yin und Yang stellen Gegenpole dar, die sich gegenseitig ergänzen und die voneinander abhängen. Sind Yin und Yang ausgewogen, ist der Mensch gesund, ein Ungleichgewicht egal welcher Art führt zu psychischen oder organischen Symptomen. Langfristig führen solche Disharmonien zu Erkrankungen.

  • Yin entspricht der Erde und der Nacht und beeinflusst Herz, Leber, Lunge, Milz und Niere. Yin-Meridiane sind dementsprechend Herz-, Perikard-, Leber-, Lungen-, Milz-Pankreas- und Nierenmeridian. Yin besitzt weibliche Energie und steht für die rechte Gehirnhälfte.
  • Yang entspricht der Sonne, dem Himmel und dem Tag und beeinflusst Magen, Dünndarm, Dickdarm, Gallenblase und ebenfalls das Herz. Yang-Meridiane sind Magen-, Dünndarm-, Dickdarm-, Gallen-, Blasen- und Dreifach-Erwärmer-Meridian. Yang besitzt männliche Energie und entspricht der linken Gehirnhälfte.

Anwendung
Indem ausgewählte Punkte auf den Meridianen mit Nadeln gereizt werden, wird der Energiefluss im Organismus so reguliert, dass das Qi wieder frei fließen kann und Yin und Yang ins Gleichgewicht zurückkehren. Die Akupunkturpunkte sind anatomisch genau lokalisiert: Die TCM kennt allein 361 Hauptakupunkturpunkte auf 14 Hauptmeridianen.

Gezielt nadeln
Gestochen wird unterschiedlich tief. Dabei können auch Punkte genadelt werden, die vom eigentlichen Schmerzort weit entfernt sind – wesentlich ist allein, dass sie über die Meridiane mit dem Schmerzort verbunden sind. Es ist zudem möglich, ganze Meridiane zu behandeln, um eine energetische Stabilisierung herbeizuführen.

Die Einstiche selbst bemerkt der Patient kaum, weil die Akupunkturnadeln sehr fein sind. Für Kinder ab ca. acht Jahren gibt es besonders feine Nadeln. Auf absolute Sterilität ist beim Nadeln zu achten. Üblich sind eine oder mehrere Akupunkturbehandlungen à 30–45 Minuten pro Woche. In der Regel sind rund zehn Behandlungen notwendig, bis ein Therapieerfolg deutlich wird.

Info
Die Akupunktur wird intensiv wissenschaftlich erforscht und ist eine auch von der Schulmedizin anerkannte Therapiemethode, die zudem nebenwirkungsarm ist.

Varianten und Entwicklungen
Es gibt etwa 20 unterschiedliche Techniken der chinesischen Akupunktur, wobei das Repertoire durch Verfahren wie Körperakupunktur, Ohrakupunktur, Gesichts-, Nasen- und Kopfakupunktur, Hand- und Fußakupunktur, Laserakupunktur oder Barfußarztakupunktur (eine nach 1949 in China entwickelte, vereinfachte Akupunkturmethode) stetig erweitert wurde.

Einsatzgebiete
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nennt über 40 akute und chronische Krankheitsbilder, bei denen die Akupunktur sinnvoll eingesetzt werden kann. Dazu gehören u.a. Allergien, Heuschnupfen, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, aber auch diverse Schmerzerkrankungen wie Kopfschmerzen und Migräne. Probleme wie Schlafstörungen, Nervosität, Erschöpfungszustände und Depressionen sprechen ebenfalls gut auf Akupunktur an.

Info
Akupunktur kann auch präventiv eingesetzt werden. Der Einsatz der Methode zur Gesunderhaltung und Krankheitsvorbeugung liegt heute bei etwa 20% der Anwendungen.

Buchtipps zu diesem Thema finden Sie in der Mediathek unter „Buchtipps“.